Bischof Berning an Hermann Lange
Brief vom 5. März 1943
An Herrn Vikar Lange Hochwürden in Lübeck, Lauerhof, Männerstrafgefängnis.
Lieber Herr Lange!
Meinen Brief vom 3. Dezember werden Sie erhalten haben. Seitdem sind wieder mehrere Monate vergangen, ohne dass eine Änderung in Ihrer Lage eingetreten ist. Sie müssen wohl mit Geduld und Gottvertrauen abwarten, bis eine Entscheidung für Ihre Zukunft gefällt wird. Ich bete mit meinem Klerus viel für Sie, dass Sie äusserlich und innerlich stark bleiben, um alles, was kommt, im Geiste Christi zu tragen. Am Aschermittwoch wird die gesamte Geistlichkeit meiner Diözese eine Betstunde für die grossen Anliegen unserer Zeit abhalten. Dabei werden wir auch aller unserer Mitbrüder gedenken, über die schweres Leid eingebrochen ist. Vereinigen Sie sich mit uns unter dem Kreuz Christi in der Fastenzeit, um den Kreuzweg Ihres Lebens im Opfer-und Sühnegeist des Heilandes zu gehen. Im Breviergebet und im Rosenkranz haben Sie Hilfsmittel der geistigen Kraft und des übernatürlichen Trostes. Mit Paulus rufe ich Ihnen zu: „Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Trübsal, beharrlich im Gebet.“ Denen die Gott lieben, gereichen alle Dinge zum Besten.
In cruce salus.
Es grüsst und segnet Sie von Herzen
Ihr ergebenster
Bischof von Osnabrück
[gez.] Berning
Osnabrück, den 5. März 1943