Gedenkstätte Lübeck: Tafel 5
Anklage / Radikalisierung
Anklage
In der Nacht vom 28. auf den 29. März 1942 (Palmarum) wird Lübeck von Bombern der britischen Luftwaffe angegriffen und in großen Teilen zerstört. Einige Tage später wird Pastor Stellbrink verhaftet, weil er in einer Predigt im Zusammenhang mit dem Bombenangriff von einem „Gottesgericht“ im Sinne einer Bestrafung gesprochen habe. Mit der bewussten Verfälschung der eigentlichen Worte Stellbrinks nutzt der NS-Staat nun die Gelegenheit, diesen Widerstand zu zerschlagen. Denn auch die katholischen Kapläne werden innerhalb der folgenden Wochen verhaftet.
Während die evangelische Kirche sich sofort von Stellbrink distanziert, bemüht sich der Osnabrücker Bischof Berning darum, Kontakt zu den Inhaftierten aufzunehmen, was aber erst nach Monaten gelingt. Die Gefangenen leiden unter den unmenschlichen Haftbedingungen, besonders unter der zunächst völligen Isolation. Gleichzeitig dokumentieren die erhaltenen Briefe aber auch ein ungebrochenes Gottvertrauen und die Gewissheit, zu Recht für ihre Glaubensüberzeugung und die damit verbundenen Werte der Menschlichkeit eingetreten zu sein.
Radikalisierung
Auf der am 20. Januar 1942 stattfindenden Wannseekonferenz in Berlin wird die endgültige Vernichtung der europäischen Juden bürokratisch exakt und technisch kalt geplant. In den folgenden Kriegsjahren wird dieser Völkermord in Vernichtungslagern in unvorstellbaren Ausmaßen umgesetzt.
Mit militärischen Rückschlägen an der Ostfront und dem Eintritt der USA beginnt 1941/42 die Wende des Krieges.
Die schrecklichen Auswirkungen des Krieges werden nun auch für die deutsche Zivilbevölkerung immer spürbarer: Hunderttausende von deutschen Soldaten fallen fern der Heimat, alliierte Bombergeschwader verstärken ihre Angriffe auf deutsche Städte.
Ziele der Bombardierungen sind nicht nur Industrieanlagen und Infrastruktur, sondern auch Innenstädte und Wohnviertel. Der Glaube an Hitler und den „Endsieg“ soll dadurch erschüttert werden.
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