Gedenkstätte Lübeck: Tafel 3
Kritische Haltung / Erste Erfolge
Kritische Haltung
In den Gesprächskreisen an Herz Jesu geht es bald nicht nur um religiöse Unterweisung. Die Kapläne diskutieren mit den Teilnehmern auch über ethische und politische Fragen oder eröffnen Jugendlichen ungewohnte Horizonte geistiger Freiheit, indem sie z. B. Kunst des „entarteten“ Ernst Barlachs betrachten. Durch all dies widersetzen sich die katholischen Geistlichen dem Versuch der Nationalsozialisten, die Jugend völlig im Sinne der Diktatur zu vereinnahmen und sie den Erziehungseinflüssen von Eltern, Schule und Kirche zu entziehen. Genau dieser Kampf um die Jugend hat auch zur inneren Wandlung Pastor Stellbrinks mit beigetragen.
Der nationalsozialistische Staat verlangt völlige Identifizierung aller Bürger mit dem Krieg. Auch in dieser Frage geraten die vier Lübecker Geistlichen unabhängig voneinander in Gegensatz zum System. Seit 1939 erweist sich Pastor Stellbrink zunehmend als Gegner des Krieges und wird von staatlicher Seite verwarnt. Hermann Lange äußert aus seiner christlichen Überzeugung heraus im Rahmen seiner Gesprächskreise, dass die Teilnahme an einem unrechten Krieg für einen Christen unmöglich sei.
Erste Erfolge
Nach der Besetzung Polens setzt Deutschland 1940 seinen Eroberungskrieg im Westen Europas fort. Die rasch erzwungenen Kapitulationen Dänemarks, Norwegens, der Niederlande, Belgiens und Luxemburgs, besonders aber Frankreichs lassen Hitler im Zenit seiner Macht erscheinen. Die Bezwingung Großbritanniens aber misslingt mit dem Scheitern der Luftschlacht um England im Spätsommer 1940.
Die Reihe der Siegesmeldungen hat eine bisher noch nicht erlebte, breite Zustimmung der deutschen Bevölkerung zur Politik Hitlers zur Folge.
Für die ohnehin nur wenigen widerstandsbereiten Menschen z. B. aus der Arbeiterschaft oder dem nationalkonservativen Adel und Militär erschwert diese allgemeine Siegeseuphorie die Möglichkeit, Hitler und das nationalsozialistische System zu beseitigen.
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