Gedenkstätte Lübeck: Tafel 4
Vereint unter dem Kreuz / Kampf im Inneren
Vereint unter dem Kreuz
Im Jahr 1941 lernen sich Kaplan Prassek und Pastor Stellbrink persönlich kennen, obwohl zu dieser Zeit Kontakte zwischen den beiden Konfessionen völlig unüblich sind. Die gemeinsame ablehnende Haltung gegenüber dem kirchenfeindlichen NS-System und seinen Verbrechen lassen daraufhin die vier Lübecker Geistlichen zu einer Gruppe zusammenwachsen, bei der die konfessionellen Unterschiede in den Hintergrund treten. Man tauscht systemkritische Schriften und sogar Predigten aus, informiert sich gegenseitig über Meldungen ausländischer Rundfunksender, vervielfältigt und verteilt die Predigten Bischof von Galens vom Sommer 1941. Kaplan Prassek kritisiert darüber hinaus in Predigten die Behandlung polnischer Zwangsarbeiterinnen in Lübeck, unterstützt diese sogar heimlich durch seelsorgerische und praktische Hilfe. Die Vier nehmen dabei in Kauf, dass ihr Handeln von dem totalitären System schwer bestraft werden könnte.
Schnell gerät die Gruppe unter Beobachtung der Geheimen Staatspolizei (Gestapo), der es gelingt, Spitzel einzuschleusen, die z. B. über die Gesprächskreise im Pfarrhaus von Herz Jesu berichten.
Kampf im Inneren
Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 markiert eine nochmalige Ausweitung des Krieges nach Osten sowie eine Steigerung der verbrecherischen Politik des Nationalsozialismus.
Im Inneren des Deutschen Reiches kommt es zu einer immer stärkeren Radikalisierung im Kampf gegen die Kirchen. So werden systematisch katholische Klöster enteignet, deren Mönche und Nonnen vertrieben und Priester verhaftet. Jeder Anschein von Kritik am Krieg oder am Staat wird als „Verbrechen der Feindbegünstigung“ verfolgt.
In dieser Situation erregen drei Predigten des münsterschen Bischofs Clemens August Graf von Galen weit über die Diözese Münster hinaus Unruhe in der Bevölkerung. Öffentlich kritisiert der Bischof darin unter anderem die seit Kriegsbeginn systematisch betriebene Tötung von geistig und körperlich Behinderten sowie psychisch kranken Menschen. Aufgrund der Popularität von Galens und der Auswirkungen seiner Predigten wagt es die NS-Führung nicht, unmittelbar gegen den Bischof vorzugehen.
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