Gedenkstätte Lutherkirche in Lübeck
mit Ausstelllung „...ich kann dich sehen.“
Die Lübecker Lutherkirche gehört zu den wenigen während der NS-Zeit erbauten Kirchen. Sie wurde 1937 geweiht.
Seit 1934 war sie Predigtort von Pastor Karl Friedrich Stellbrink. Die Kanzel, von der er gepredigt hat, befindet sich noch im Originalzustand. Von dieser Kanzel predigte Stellbrink am Palmsonntag 1942, nach den schweren Bombenangriffen auf Lübeck in der Nacht zuvor, und klagte die Gottvergessenheit jener Tage an: „Gott hat mit mächtiger Sprache geredet – die Lübecker werden wieder lernen zu beten“.
Nur wenige Jahre vorher war er ein überzeugter Nationalsozialist und hatte sich gewünscht, im Kreise Gleichgesinnter zu arbeiten. Mit der Zeit aber erkannte er die Christus- und Menschenfeindlichkeit der Nationalsozialisten und wandte sich von diesem Denken ab. In den drei katholischen Kaplänen, die er 1941 kennenlernte, fand er Brüder im Geiste.
Links im Eingangsbereich befindet sich in einer Wandnische eingemauert und mit einer Gedenktafel versehen die Urne mit der Asche Karl Friedrich Stellbrinks. Zuvor war sie auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt. Am 10. November 1949, dem sechsten Todestag, hat im Rahmen einer stillen Feier die Umbettung der Urne stattgefunden.
1993 wurde die Lutherkirche unter Denkmalschutz gestellt. Die Kirche weist typische Merkmale von Bauten aus jener Zeit auf und wurde nach Fertigstellung im Inneren mit völkisch-nationalistischer Kunst ausgestattet.
Der Altarraum wurde durch eine Skulpturengruppe des Segeberger Bildhauers Otto Flath dominiert, die eine im nationalsozialistischen Sinne idealtypische deutsche Familie darstellt. Acht Figuren, die die „deutsche Familie“ darstellen, säumten das große Kreuz. Eines der Kinder hält ein Schwert in der Hand. Die Plastiken wurden 1990 in die seitliche Eingangshalle gestellt und mit einer erläuternden Tafel versehen. Der Kirchenvorstand urteilte, das Werk atme „den Geist des lebenswerten Lebens“, das sich selbst zum Maßstab macht, sich über Gott stellt und die Menschen schindet und tötet. Verblieben war im Altarraum ist das schlichte große Kreuz, Zeichen der göttlichen Zuwendung und der Liebe, die den Hass überwindet.
2014 wurde der Altarraum vollständig durch den Münchner Künstler Werner Mally neu gestaltet. Die Figurengruppe wurde vor eine Wand mit Spiegeln gestellt. Der Betrachter sieht die Holzplastiken von der Rückseite. Sie sind hohl. Im Spiegel begegnet er den Gesichtern der Figuren und ist zugleich durch sein eigenes Spiegelbild mit dem Geschehen in Beziehung gesetzt.
Die bereits seit 1996 auf der Empore der Kirche gezeigte Ausstellung über die vier Lübecker Märtyrer ist vollständig überarbeitet worden. Mit Bildtexttafeln, Hintergrundinfos und interaktiven Stationen gibt sie einen tiefen Einblick in die Freundschaft und den Widerstand der Lübecker Märtyrer.