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Der Verbrecher Nr. 1 von Lübeck

Johannes Prassek in einem Brief im Juli 1942

Wer weiß ob ich nach dem Willen der Stapo überhaupt noch wieder Priester spielen darf. Bei den Vernehmungen hat man mir jedenfalls gesagt, daß das aus ist. Ja, und dann? – Egal, der liebe Gott wird die Karre schon schieben. Vielleicht ist ja alles schon ganz bald vorbei, so oder so! Daß Ihr uns bloß nicht vergesst, wenn es vielleicht lange lange Jahre dauert. Mir graut davor. Nicht so sehr davor, was man dann vielleicht alles durchmachen muß, als davor, dass man dann vielleicht in seiner Haltung als Priester versagen könnte. Es blickt ja doch alles auf uns. [...]

Ich habe die „Ehre“, daß ich wahrscheinlich von allen augenblicklichen Verbrechern und „Verbrechern“ in Lübeck die dickste Strafe zu erwarten habe. Ich werde darum auch mit allergrößter Vorsicht behandelt. Auch ein „Ruhm“: Der Verbrecher Nr. 1 von Lübeck. Wat 'n Quatsch! Und dabei waren wir immer schamlos fröhlich, nicht? Aber die Nazis! oha!

 
Johannes Prassek

Info


Johannes Prassek schmuggelte diese Worte in einem längeren Kassiber aus dem Gefängnis, sie gingen an Johanna Rechtin, die Haushälterin des Lübecker Pfarrhauses an der Parade, etwa im Juli 1942. Sie geben einen guten Eindruck von Prasseks vertrauter Kommunikationsweise mit Freunden und guten Bekannten, bei der seine ironische Ader spürbar wurde.